Lehrgebiet für Bioverfahrenstechnik (BioVT)

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Dr.-Ing. Dorina Strieth erhält Forderung im Rahmen des Carl-Zeiss Kooperationsfonds

Mit Mikroalgen gegen den Klimawandel – Do it Yourself

Frau Dr.-Ing. Dorina Strieth erhält zusammen mit Prof. Dr. Björn Risch die Förderung im Rahmen des Carl-Zeiss Kooperationsfonds.

 

Mit Fahrverboten gegen dreckige Luft in Deutschlands Großstädten, der erbitterte Kampf gegen den Braunkohle-Abbau im Hambacher Forst und Schüler:innen, die statt im Klassenzimmer zu pauken für den Klimaschutz auf die Straßen gehen – der Klimawandel und seine Folgen rücken immer mehr in das Bewusstsein der Menschen. Die Bevölkerung fordert Lösungen - nicht nur von Politik und Wirtschaft, sondern auch von der Wissenschaft. Die Biologie führt etwa die Mikroalgen als Lösungsweg an. Diese können nach aktuellen Hochrechnungen bereits jetzt etwa 30 Prozent des atmosphärischen CO2 über die Photosynthese binden. Damit tragen sie signifikant zur Verminderung von Treibhausgasen bei (SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz). Photosynthese ist eine Lebensform, bei der die Organismen vereinfacht angenommen Licht als Energiequelle nutzen, um aus CO2 Sauerstoff und Kohlenhydrate (Zucker) zu produzieren. Das heißt CO2 wird gebunden, Sauerstoff wird produziert und Nahrung/Nahrungsergänzungsmittel werden erzeugt (SDG 2: Kein Hunger). Verbraucher kennen bereits Produkte aus Mikroalgen wie zum Beispiel Spirulina-Blau, ein natürlicher Farbstoff gewonnen aus der mikroskopisch kleinen Blaualge „Spirulina“, die aber eigentlich ein (Cyano-)Bakterium ist. Cyanobakterien werden unter dem übergeordneten Begriff Mikroalgen geführt und bilden in ihrem natürlichen Lebensraum meist einen Biofilm auf Oberflächen aus. Was sind die Unterschiede zwischen Mikroalgen und Cyanobakterien? Was ist ein Biofilm? Was sind die Vor- und Nachteile? Welche möglichen Produkte liefern Mikroalgen? Wie werden diese Mikroorganismen kultiviert? Welche Reaktorsysteme kommen in Frage? Wie sieht die Ökobilanz aus? Wie werden die Produkte extrahiert und für den Verzehr aufbereitet? Diese Fragen sollen der Öffentlichkeit im Speziellen Schüler:innen zugänglich gemacht werden. Projektbezogene Öffentlichkeitsarbeit, also die Partizipation der Nicht-Fachöffentlichkeit an fachbezogenen Erkenntnissen, ist ein integraler Bestandteil vieler Förderformate für die Wissenschaft, etwa bei Exzellenzclustern und Sonderforschungsbereichen (SFBs). Dass dieser sogenannte „Science Outreach“ absolut berechtig ist, zeigt der zunehmende Wunsch der Zivilgesellschaft nach Partizipation (BMBF 2016). Dies gilt insbesondere hinsichtlich aktueller Forschung zu gesellschaftlich relevanten Themen, wie beispielsweise bezüglich Umsetzungsstrategien der globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Es gibt bisher jedoch nur sehr wenige forschungsbasierte Erkenntnisse darüber, wie die Einbindung der Nicht-Fachöffentlichkeit bestmöglich gelingen kann (Enzingmüller et al., 2019). Zentral für die Gestaltung von Science Outreach-Projekten und Materialien ist eine koordinierte und enge Zusammenarbeit zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik, die Ein-bindung bereits etablierter Strukturen der Öffentlichkeitsarbeit sowie die stete Weiterentwicklung der Maßnahmen in einem zyklischen Prozess aus Design, Implementierung, Evaluierung und Optimierung. Auf der Basis dieser Vorgaben entwickeln die beiden Arbeitsgruppen gemeinsam das Projekt MikaDo („Mit Mikroalgen gegen den Klimawandel – Do it Yourself“). Dazu werden in der fachbezogenen Forschung Methoden zur Kultivierung der Mikroalgen weiterentwickelt sowie in der fachdidaktischen Forschung Strategien zur adressatengerechten Kommunikation nachhaltigkeitsbezogener Fachforschung erarbeitet. Gemeinsam wird ein Bioreaktor (Steckkastensystem) für den Einsatz im schulischen und außerschulischen Bereich entwickelt. Dieser dient zur Kultivierung der Mikroalgen als Biofilm zum Selbermachen („Do it Yourself“). Zur Einbindung des Bioreaktors in Bildungsprojekte werden zusätzlich flankieren-de didaktisch-methodische Materialien wie (digitale) Experimente, Erklärvideos, Alltagsbezüge etc. zum Thema Mikroalgen entwickelt. Dabei steht immer der Nachhaltigkeitsbezug sowie die Verknüpfung zu den SDGs im Mittelpunkt. Die erstellten Materialien werden in verschiedenen Science Outreach-Aktivitäten zum Thema „Mikroalgen gegen den Klimawandel“ eingesetzt: Wissenschaftsevents für die Öffentlichkeit, multimediale Lernumgebungen für Schulen sowie Veranstaltungen in Schülerlaboren der TUK bzw. am Campus Landau der Universität Koblenz-Landau. Ziel der Aktivitäten ist es, nachhaltiges Denken und Handeln zu fördern. Im Rahmen quantitativer und qualitativer Studien wird mittels Methoden der empirischen Sozialforschung die Wirksamkeit der Maßnahmen hinsichtlich der Einstellung der Teilnehmer:innen zu nachhaltigkeitsbezogenen Themen sowie zur Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft erhoben.

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